Infektionen und Harnsteine

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Die häufigsten Ursachen für das Auftreten von Phosphatsteinen sind Infektionen. Viele Bakterien besitzen das Enzym Urease. Durch dieses Enzym wird Harnstoff in Kohlendioxid und Ammoniak gespalten:

Harnstoff + H2O Urease
->
 
CO2 + 2 NH3

Durch den gebildeten Ammoniak, eine schwache Base, wird der Harn alkalisch. In alkalischem Milieu, also bei pH-Werten > 7, nimmt die Löslichkeit von Calcium- und Magnesiumphosphaten stark ab. Daher können bei einer stärkeren Alkalisierung des Harns verschiedene Phosphate ausfallen, es bilden sich Phosphatsteine. Hierbei treten vor allem Calciumphosphat (als Carbonatapatit) und Magnesiumammoniumphosphat (Struvit) auf.

Viele Darmbakterien können Harnwegsinfektionen auslösen, insbesondere Escherichia coli. Weitere häufig an Harnwegsinfektionen beteiligte Bakterien sind Haemophilus influenzae, Staphylococcus aureus und Ureaplasma urealyticum. Aber auch eine Gonorrhoe (durch Neisseria gonorrhoeae) und Infektionen mit Chlamydien oder Proteus-Stämmen (P. vulgaris, P. mirabilis) gehen meist mit einer Entzündung der Harnwege und Neigung zur Steinbildung einher.

Ureaplasma urealyticum
Ureaplasma urealyticum
Neisseria gonorrhoeae
Neisseria gonorrhoeae
Chlamydia trachomatis
Chlamydia trachomatis
Bildquelle: Prof. Dr. W. Weidner, Urologische Klinik der Justus-Liebig-Universität Giessen

Infektsteine bestehen im größeren Teil der Fälle aus verschiedenen Komponenten. Neben den Hauptbestandteilen Magnesiumammoniumphosphat (Struvit, typisch für Infektsteine) und Calciumphosphat (Carbonatapatit) kommt bei pH-Werten unter 7 Calciumhydrogenphosphat (Brushit) vor. Außerdem kann Natrium- und vor allem Ammoniumurat unter Infektbedingungen auftreten. Da ein basisches Milieu vorliegt, entstehen keine Harnsäuresteine.

Wichtig für die Behandlung ist die Bestimmung der Erreger. Hierfür wird der Harn mikroskopisch untersucht und es werden entsprechende Kulturen angesetzt.

Therapie:

Bei umkomplizierten Harnwegsinfektionen führt eine dreitägige Antibiotika-Gabe meist zum gewünschten Erfolg. In der Regel kommt hierfür eine Kombination aus Sulfamethoxazol (ein Sulfonamid) in Kombination mit Trimethoprim zum Einsatz (Co-trimoxazol). Diese Präparate wirken gegen die meisten bei Harnwegsinfektionen auftretenden Erreger und sind gut verträglich. Eine leichte Harnwegsinfektion kann auch ohne Behandlung mit Antibiotika innerhalb von etwa 2 Wochen ausheilen. In hartnäckigen Fällen ist eine Antibiotika-Behandlung unverzichtbar und sollte mindestens 7 Tage andauern. Ist die Infektion durch Chlamydien verursacht, erfolgt eine Behandlung mit Tetracyclinen (meist Doxycyclin). Die Anwendung von Naturheilverfahren (Nieren- und Blasentee etc.) kann bestenfalls eine unterstützende Funktion durch den zusätzlichen Spüleffekt haben.

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